Zwischen „Volkserholungsstätte“ und Reichsparteitagsgelände

Seit der griechischen Antike sind Stadien nicht nur mit „Zuschauerrängen versehene Sportstätten“, sondern auch Stätten der Repräsentation. Hier zeigt sich, was eine Gesellschaft sehen will und damit auch, wie sie sich sehen will. Stadien sind somit Orte des Zuschauens und der Zurschaustellung. Die Doppelfunktion macht die Sportstätten für die historische Forschung interessant, erlauben sie doch einen relativ unverstellten Blick auf die Instrumentalisierung des Sports und seiner Stätten. Nirgends lässt sich die so schön zeigen wie am Nürnberger „Max-Morlock-Stadion“. Ursprünglich als Teil einer zentrumsnahen „Volkserholungsstätte“ konzipiert, wurde das Städtische Stadion in den dreißiger Jahren in das Reichsparteitagsgelände integriert. Hier führten die Nationalsozialisten aller Welt vor Augen, wie sie Deutschland, die Deutschen und vor allem die Jugend sahen bzw. gesehen haben wollten. Zurschaustellung und Zuschauen beschränkten sich seit 1945 wieder auf Sport und Spiel. Um- und Ausbauten des Stadions ließen bald nicht mehr viel übrig von dem historischen Erinnerungsort, in dem die Vergegenwärtigung der Vergangenheit kaum gelingt. Die wechselnden Namen des Stadions illustrieren den vergeblichen Versuch, dem neuen Gebäude eine Geschichte zu geben, eine Identität zu stiften trotz der Kommerzialisierung des Stadions und des Sports. Nur eines der Themen des Workshops „Sport-Arenen – Sport-Kulturen – Sport-Welten“, der Ende Januar 2021 vom Frankreich-Zentrum der Universität des Saarlandes veranstaltet wurde. Interessenten können die Beiträge nachlesen …