Brot, Bürger, Bühnen

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, manchmal, so ergänzte Woody Allen das Bibelwort, müsse es auch ein Drink sein. So beschränkt wie der amerikanische Autor, Schauspieler und Regisseur meinte, sind die menschlichen Bedürfnisse jedoch nicht. Im Gegenteil. Gerade in Krisen wie diesen zeigt sich, welchen Wert immaterielle Güter haben: soziales Miteinander, Kulturveranstaltungen etc. Das stellte schon Carl Zuckmayer fest, als er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zum ersten Mal seine Heimat wieder besuchte. „Ich bin aufs äusserste beeindruckt von dem … überall aus den Ruinen treibenden und sprossenden Theaterleben Berlins“. Für das US-Kriegsministerium berichtete der Dramatiker („Der Fröhliche Weinberg“, „Der Hauptmann von Köpenick“, „Des Teufels General“) nicht nur aus der ehemaligen Reichshauptstadt. Insgesamt zeigte sich Zuckmayer begeistert, „mit welchem Ernst, mit welcher Leidenschaft, mit welcher Begeisterung in dieser schlecht ernährten frierenden Stadt Theater gespielt, ums Theater gekämpft, das Theater besucht, geliebt, kritisiert, besprochen wird“, begeistert von der „Fülle der künstlerischen Ereignisse und Unternehmungen, Schauspiel, Oper, – gottseidank auch freies Cabarett“. Sicher, gab der Autor in dem mit „Wiedersehen mit Deutschland“ überschriebenen Bericht zu bedenken, schienen manchen „Brot und Arbeit heute wichtiger zu sein als Musik und Theater“. Zuckmayer aber betonte, „dass ein neuer Inhalt für den Aufbau eines gesunden, lebensfähigen, weltverbundenen Deutschland ebenso notwendig ist wie die Erneuerung seiner wirtschaftlichen Grundlage“. Den von Zuckmayer geforderten „inneren Halt“ hat Deutschland in den vergangenen 75 Jahren gefunden, ihm fehlt in diesen Tagen der Zugang zu diesen Inhalten, der Kontakt zu seinen Repräsentanten und der Austausch seiner Bürger. Möge 2021 diese Kultur wiederaufleben lassen.