Protektionismus ist keine Erfindung von Trump! Zölle, Normen und andere marktzugangsbeschränkende Einrichtungen sind so alt wie der internationale Handel. Die eigene Kasse für Kriege und Luxusleben zu füllen, wurde früher Merkantilismus genannt.
Merkantilismus, Colbertismus usw.
Einer der ersten Merkantilisten war Edward III., der im 14. Jahrhundert in England regierte. Der König förderte die heimische Tuchindustrie, indem er die Verarbeitung englischer Wolle im Land vorschrieb und ausländische Konkurrenz ausschloss. Perfektioniert wurde die Politik von Jean-Baptiste Colbert, dem Finanzminister des Sonnenkönigs. Dem französischen Vorbild, auch Colbertismus genannt, folgten konkurrierende Staaten nach, um ihre Wirtschaft, später Industrie, zu schützen (und ihre Kassen zu füllen).
Vermeintlicher Freihandel
Nach der Verbreitung des Systems und Sichtbarwerdung seiner Folgen entstand der Gedanke des Freihandels (Adam Smith), der sich aber nie und nirgends in Reinform durchsetzte. Es gab immer Personen, die Schutz für ihre Produkte verlangten wie Roqueforts Käseproduzenten. Schon im 15. Jahrhundert erwarben die Bewohner des Cevennen-Dorfs das ausschließliche Recht, Käse in den lokalen Kalksteinhöhlen reifen zu lassen. Der bekannte Blauschimmelkäse wurde immer wieder von Königen und schließlich Parlamenten geschützt: Das Gesetz vom 26. Juli 1925 hatte zum Ziel, „l’appellation d’origine du fromage de Roquefort“ zu garantieren.
Champagner, Cognac & Co.
Mit dieser Garantie fing in Frankreich der Schutz geografischer Herkunftsbezeichnungen an. Andere Produkte (Champagner, Cognac usw.) und andere Länder folgten. Heutzutage gibt es mehr als 3.500 geschützte Herkunftsbezeichnungen in Europa. Weder die Registrierung noch die Gesetze konnten die Produkte vor Nachahmer schützen. Es gibt zwar nur einen Roquefort, aber auch einen Bleu d’Auvergne und sogar eine Entsprechung aus Bayern (nicht im Bild). Und der Champagner-Ersatz aus Italien, Prosecco genannt, läuft zumindest im Monaco di Baviera dem Original leicht den Rang ab.
Vielfalt, Freiheit, Friede
Konkurrenz fördert das Geschäft, das vom Austausch lebt. Wenn jenseits des Atlantiks der Protektionismus generalisiert wird, können die Handelshemmnisse diesseits nicht ohne Folgen blieben, auch wenn sich Europa kulinarisch selbst genug ist. Wirtschaftlich lebt der Kontinent vom Austausch und politisch auch. Frieden durch Verflechtung lautete die europäische Gründungsformel. Über ein halbes Jahrhundert ging sie in Westeuropa auf. Lösen wir die Formel auf, ist mehr als die Wirtschaft in Gefahr. (cws)
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