Dachte ich.
Wie von Harald Welzer, Sabine Moller und Karoline Tschuggnall in ihrer Pilotstudie beschrieben, wurde die nationalsozialistische Vergangenheit der Großväter (und -mütter) auch in meiner Familie zunächst beredt beschwiegen und dann schöngeredet. Es kam zwar nicht zu einer Viktimisierung oder Heroisierung, aber die eigene Kriegserfahrungen, samt Verwundung, standen schnell im Vordergrund der innerfamiliären Erinnerungsarbeit.
Das war typisch für die frühe Bundesrepublik, die mehre Millionen ehemalige Parteigenossen zu integrieren hatte. Demokratisches Wohlverhalten, ja Engagement, würdigte sie mit vorübergehendem Vergessen. Vergessen wurden über diesem do ut des die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft; wenn nicht Gedenktage, Gerichtsprozesse oder gelegentliche Enthüllungen eine gewisse Aufmerksamkeit für die NS-Opfer erzwangen.
Der gesellschaftliche Nachkriegskonsens wurde brüchig, als die Alten abtraten und die Jungen die politische Bühne betraten. Die Täter wurden an den Pranger gestellt und Mittäterschaft so weit gefasst, dass fast jeder/jede Parteigenosse, Hitlerjunge oder BDM-Mädel ein Täter oder eine Täterin war. Mit der Kulpabilsierung der Väter und Großväter erhöhten sich die Söhne und Töchter, machten sich zu Helden der Aufklärung oder Opfern pränataler Taten. Mit dem Eingeständnis, dass auch Opa ein Nazi war, ist es aber nicht getan. Viel wichtiger sind die Fragen, ob er die menschenverachtende, expansionistische Ideologie teilte? Sah er Chancen, fortzukommen? Machte er mit, weil er sich Vorteile versprach?
Die Antworten auf diese Fragen können uns angesichts des Wiederauflebens politischer Gewalt, des Erstarkens rechtsextremer Parteien und den fröhlichen Urständen, die Diktatoren allerorten feiern, viel sagen und zur Grundlage für eine Kommunikationsstrategie werden, die unsere Demokratie ebenso feiert wie die liberale Wirtschaftsordnung und die gesellschaftliche Vielfalt.
P.S.
Opa hatte diese Woche Geburtstag,