Die „goldenen“ zwanziger Jahre sahen den ersten Wintersport-Boom des 20. Jahrhunderts. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges standen im Zuge der Demobilisierung auch des 1915 aufgestellten Deutschen Alpenkorps „Schneeschuhe in hoher Zahl“ zur Verfügung. Nach Verkauf der ungebrauchten Skier der Heeresverwaltung an die Mitglieder des Deutschen Skiverbandes blieben bei der bayerischen Verwertungsstelle für Heeresgut noch 10-20.000 Paar übrig, die zum Teil schon in Gebrauch gewesen sind. Diese Skier sollten nach Vorstellung des Skiverbandes als „Turngeräte“ an geeignete Schulen abgegeben werden, wie der Hauptvorstand des Verbandes Anfang 1919 dem Bayerischen Kultusministerium vorschlug. Dank der Ausrüstung könnte der Skilauf zu einem dem Turnen mindestens gleichwertigen Lehrfach entwickelt werden und in den Schulen der Wintersportgebiete eingeführt werden. Der Skiverband wollte jedoch nicht nur die Jugend an „regelmäßige Leibesübungen in freier Luft – auch an wintersportliche“ gewöhnen. Sein Ziel war, die „winterlichen Körperübungen … allen Bevölkerungsklassen zur Gewohnheit zu machen, sie zur einer Volkssitte zu erheben“, wie es in den einschlägigen Veröffentlichungen des Verbandes hieß.
Dessen Bemühungen hatten so großen Erfolg, dass schon nach wenigen Jahren von einem Modesport die Rede war. Allen voran der Deutsche und Österreichische Alpenverein beklagte die „Verflachung“ und „Proletarisierung“ der „Bewegung“ wie die außerordentlich große Zahl der so genannten „Skisportler“ an stadtnahen Übungswiesen oder bequem zu erreichenden Skibergen in der engeren und weiteren Umgebung der Großstädte zeige. Nun hatte auch der Deutsche Skiverband alle Hände voll zu tun, für eine regelgerechte Ausbildung, insbesondere der Ausbilder, zu sorgen. Für die entsprechend zahlungskräftige Kundschaft übernahmen die Aufgabe „Führer“ vor Ort wie sie Ernest Hemingway, Julien Green und andere Autoren beschrieben haben. Die ersten „Skischulen“ entstanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Skifahren zum „Volkssport“. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs, der zunehmenden Motorisierung und der Verringerung der Arbeitszeit konnten es sich immer weitere Kreise leisten, die nicht billige Ausrüstung zu kaufen, auch in weiter entfernte Wintersportorte zu reisen und die weiteren Kosten für Kurse, Karten usw. zu tragen. Nicht zuletzt die technische Entwicklung hat zur ungeheuren Popularisierung insbesondere des Abfahrtskilaufs beigetragen. Ski, Schuh und Bindung wurden immer besser, auch sicherer, die Lifte genannten Aufstiegshilfen immer zahlreicher und bequemer. Das machte den Abfahrskilauf so populär. Heute betreiben etwa 15 Millionen Deutsche diesen Sport, der in Zeiten des rasanten Klimawandels seine Zukunft weitestgehend hinter sich hat.
Schon Mitte des 21. Jahrhunderts werden auf 1.500 Meter die Schneeverhältnisse erwartet, die heute noch auf 1.000 Meter vorzufinden sind. Die sich in dieser oder noch geringerer Höhe befindlichen Wintersportorte versuchen, sich mit allen Mitteln und noch mehr Geld gegen die Entwicklung zu stemmen: Trotz Beschneiungsanlagen schmilzt diesen Skigebieten jedoch langsam aber sicher die Grundlage weg. Ohne Schnee, kein Ski. Der Wintersport von morgen, sieht wie der von gestern aus: Zu gegebener Zeit machen sich kleine Gruppen von „Schneeschuh“-Wanderern aus eigener Kraft auf. Die Vergangenheit ist kein Schnee von gestern, sondern die Zukunft.