Wer mit offenen Augen durch Deutschlands Städte geht, sieht allerorten die Zeichen der Vergangenheit. Weiße Pfeile beispielsweise, die auf „Luftschutzräume“ (LSR), „Notausstiege“ (NA) oder – wie auf dem Bild unten kaum noch leserlich – „Zum Aufnahmeraum“ verweisen. Das waren im Zweiten Weltkrieg jene Sammelstellen, an denen sich die Ausgebomten zusammenfanden. Wie am Rande der Nürnberger Altstadt, die vor mehr als 75 Jahren in Schutt und Asche versank. Die Luftschutz-Aufschriften an den Häusern verblassen, werden in den besseren Vierteln weggentrifiziert oder mit einem Tag versehen, wenn sie eine kontrastierende Sprühfläche bieten. Nur ein Zehntel der Nürnberger hat die kriegerischen Zeiten noch erlebt, fast die Hälfte der Stadtbewohner haben inzwischen einen Migrationshintergrund. Den Neu-Nürnbergern sagt Alt-Nürnberg so gut wie nichts. Die Zugezogenen haben ihre eigene Geschichte, der Flucht und Vertreibung, des Ankommens und Zurückwollens, des Daseins und Dableibens. Ihre Geschichten in die Geschichte zu integrieren wäre eine lohnende Aufgabe für Memory Labs, die nicht die üblichen Erinnerungsorte aus Stadt und Land, sondern die Erinnerungen ihrer Bewohner in den Mittelpunkt stellten. Ihnen einen Raum, aber auch einen Rahmen gibt und so die vielfältigen Vergangenheiten für eine gemeinsame Zukunft nutzbar macht. Past forward!