Seit den siebziger Jahren gelten die inzwischen über 2.500 Städtepartnerschaften als ein „wesentliches Mittel zur Entwicklung eines europäischen Gedankens in der Bevölkerung“. Die Außenpolitiker des alten Kontinents werden nicht müde, die kommunalen Kontakte über den grünen Klee zu loben. Das war nicht immer so. Lange lehnte es der Bonner Bundestag ab, „einen Topf zu schaffen, für Reisen von Kommunalpolitikern“. Die waren der bundesdeutschen Außenpolitik aber gerade recht, um „Partnerschaftsanträgen von Städten aus der SBZ“ zuvorzukommen oder entgegen zu treten. Das war Deutschlandpolitik ums Eck. Erst die sozial-liberale Koalition etablierte die auswärtige Kulturpolitik als integralen Bestandteil der bundesdeutschen Außenpolitik. Wie sich die Städtepartnerschaften zum „soliden Unterbau“ des „europäischen Gebäudes“ entwickelt haben, beschreibt Claus W. Schäfer in dem von Corine Defrance, Tanja Herrmann und Pia Nordblom herausgegebenen Sammelband „Städtepartnerschaften in Europa im 20. Jahrhundert“.