Als vor fast 60 Jahren der 35. US-Präsident in sein Amt eingeführt wurde, richtete er sich mit einer Bitte an das amerikanische Volk. John F. Kennedy bat seine „fellow Americans“ nicht zu fragen, was ihr Land für sie tun könne, sondern vielmehr sich selbst zu fragen, was sie für ihr Land tun könnten. So hoch war der Anspruch nicht, als sich Angela Merkel vor wenigen Tagen zum ersten Mal in ihrer Amtszeit direkt an die Bundesdeutschen wandte.
In der größten Krise seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland bat die Bundeskanzlerin, um „unser aller Anstrengung … um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen“. Im Gegensatz zu dem legendären US-Präsidenten forderte Angela Merkel nicht etwa ein aktives Engagement der Deutschen, sondern nur, dass „Sie sich an die Regeln“ halten und für eine gewisse Zeit „aus Rücksicht voneinander Abstand“ halten.
Aber schon die passive Solidarität war offensichtlich zu viel verlangt, vielen war die individuelle Selbstverwirklichung wichtiger, als die – zugegeben – außergewöhnlichen Regeln zu befolgen und umzusetzen. Bayern hat als erstes Bundesland die Konsequenz gezogen, andere Länder, gegebenenfalls der Bund als Ganzes, werden folgen. Schade, dass wir die „historische Aufgabe“, von der Angela Merkel sprach, doch nur unter „Zwang“ bewältigen.