Statt Bravo Walhalla? Wer anstelle Strauß in den bayerischen Pantheon gehört.

Die Idiolatrie ist eine Jugendsünde, die sich mit zunehmenden Alter
gibt. Zumeist, aber nicht immer und schon gar nicht im schönen Bayern, wo so manchem Ex-Herrscher und verblichener Herrlichkeiten zu allen Zeiten und von jedem Alter gehuldigt wird. Unsere Schlösser, Feste (Oktober) usw. bieten die entsprechenden Gelegenheiten.

Postpubertär

Für den Ministerpräsidenten des schönsten Bundeslandes zum Beispiel. Von Markus Söder ist bekannt, dass er seit frühen Jahren einem CSU-Altvorderen anhängt. Fan quasi des mehrfach Vorgängers, den er – mal wieder – zu Ehren der Götter erheben möchte. Das ist sein bzw. des Ministerrates Recht, aber etwas pubertär. (Das Vorschlagsrecht steht so und so – fast wie bei den alten Griechen – der “Akademie” zu.)

Relative Größe 

Bei allen Verdiensten des abgebildeten Altens, der im bayerischen Pantheon einen Platz neben dem Alten, vulgo Konrad Adenauer, der Größeres für Größeres (BRD) geleistet hat, ist eine solche Ehrung – jenseits der persönlichen Vorlieben – immer eine Frage der Zeit. Kann der oder die heute Geehrte morgen noch Antworten geben, die gehört werden?

Bleibendes Vorbild?

Kann jener Politiker ein Vorbild sein, der als Bundesminister (Verteidigung) der Pressefreiheit den größten Schlag in der Geschichte der Bundesrepublik versetzt hat (“Spiegel-Affäre”), der als Ministerpräsident Bayers den Freistaat auf einen wirtschaftlichen Entwicklungsweg führte, der zwar viel Wohlstand schuf, aber seinen Enkeln auch ein Erbe hinterließ, das kaum zu bewältigen ist, ja die politischen Nachfahren gar nicht bewältigen wollen (Deinstrialisierung, Dekarbonisierung usw.).

Umstrittene Politik

Sicher, Strauß war ein – im doppelten Wortsinne – rechter Politiker mit einem Format, das seinerzeit noch seinesgleichen hatte, aber heutzutage nicht mehr hat. Auch intellektuell. “Politische Pygmäen” schalt er die Parteifreunde, die sich nur um (ihre) Mandate u.a. Kleinigkeiten sorgten. Dass der viel gescholtene Pfälzer Kohl Kanzler der Bundesrepublik wurde, Strauß’ Nebenaußenpolitik (DDR-Milliardenkredite) kontraproduktiv wirkte und viele andere Vorhaben (WAA) nicht zu seiner Ehre gereichen, steht auf der Rückseite der Medaille, die Söder und die Seinen wie eine Monstranz vor sich hertragen.

Grundsätzliche Werte

Wie bei der Benennung von Straßen, Plätzen oder Gebäuden sollte es auch bei der Walhallisierung weniger um individuelle Verdienste, als grundsätzliche Werte gehen wie sie die anderen Genannte vermittelte. (Zur Geistesgröße Hannah Arendts ist nichts zu sagen.) In jedem Fall sollten die persönlichen Vorlieben – oder bravo-haftes Fan-Verhalten – aktiver Politiker bei der Auswahl in den Hintergrund treten.

Vor allem, wenn es um den letzten zu besetzenden Platz geht. Warum geben wir nicht der Bayerischen Verfassung oder in einem Anflug nationaler Größe dem Grundgesetz diese Ehre. Es wäre der würdige Abschluss eines aus dem 19. Jahrhundert stammenden, königlichen Projekts. (cws)

Zum Bravo-Starschnitt hat er's nicht geschafft.